Ursprüngliche Heimath und Veränderung des Aufenthalts

(von Johann Ferazin)

Wohl auch dem oberflächlichen Beobachter dürfte es schon aufgefallen sein, daß gerade bei den Kaminkehrern heutigen Tages noch sich so häufig italienische Geschlechtsnamen finden. Diese Erscheinung hat darin ihren Grund, daß das Schlotfegergewerbe bei seiner Entstehung - früher hatte ja jeder Hausbesitzer für Reinigung seiner Kamine selbst zu sorgen - beinahe ausschließlich von Italienern betrieben wurde, welche im 17. Jahrhundert eingewandert waren.

Und so kam auch Johann Sallo, vielmehr Feracin aus Allego nach Deutschland und wurde nach Zuschrift des Hofrathes München an das Stadtrichteramt Pfreimdt als ´Khindlfeher´ für die Landgrafschaft Leuchtenberg aufgestellt im Jahre 1699. Gedachter Johann wird in diesem Jahre nicht unmittelbar aus Italien nach Pfreimdt gekommen sein, sondern wohl schon irgendwo anders gearbeitet haben.

Diesbezügliche Anhaltspunkte waren jedoch weder in Tachau i. B., wo die Spur des italienischen Rauchfangkehrers Leonhard Wiskard, eines Landsmannes des Johann, vollständig verschwunden ist, noch in München, woselbst die Zunftakten nur 100 Jahre zurückreichen, zu finden.

Die Nachkommen des obigen Johann, als Philipp 1740 bzw. 1742 bis 1767, Stephan von da bis 1809, ab da Franziska, Tochter des Stephan bzw. Gottfried Letsch, Mann der Genannten, waren in Pfreimdt ansäßig.

Anton hatte schon 1793 von seinem Vater Stephan den Dienst in den Pflegeämtern Treswitz und Tännesberg erhalten, seinen Wohnsitz aber in Pfreimdt beibehalten, da er in Tännesberg keine Herberge finden konnte, bis er gegen 1824 nach Burgtreswitz, kurze Zeit hernach aber nach Moosbach übersiedelte. 1843 verzog die Witwe des Anton nach Vohenstrauß, woselbst dann Martin 1848 - 1877 bzw. 1881, hierauf dessen Sohn Joseph bzw. dessen Witwe bis 1908 das reale Kaminkehrergeschäft ausübte. Zur Zeit ist der Inhaber Baptist, Sohn des Joseph.

Waren, wie schon erwähnt, die Nachforschungen in Salo, welche sich auch auf das etwa in der Nähe befindliche Allego ausdehnten, ergebnislos, so war das gleiche der Fall bei verschiedenen anderen Versuchen, die Lage des letzteren Ortes ausfindig zu machen, um weitere Erhebungen pflegen zu können. Weder in den postamtlichen Ortsverzeichnissen dahier, noch im Lexikon der Ortschaften Italiens (Zuschrift des befreundeten Eisenbahnbeamten Radaelli in Rom) vom 21.11.1909 war die gesuchte Ortschaft zu finden.

Nun treten Zweifel auf, ob nicht ein Schreibfehler bezüglich des Geburtsortes des Johann Feracin vorliege und vielleicht Alleghe in der italienischen Provinz Belluno in Betracht käme. Aber auch hier wurde die Erwartung wieder nicht erfüllt, indem der Pfarrer von Alleghe am 31.12.1908 antwortete, es finde sich weder ein Feracin noch Feracina. Da diese Antwort ungwöhnlich lange ausgeblieben war, glaubte man in dieselbe kein großes Vertrauen setzen zu können.

Es reiste deshalb Verfasser mit Bruder August im Juni 1909 über Toblach und den Falzaregho-Paß nach Alleghe, sah die Pfarrbücher ein und fand die Angaben des Pfarrers Marcon Andrea bestätigt. Die Heirathsregister daselbst reichten bis 1653 zurück, während die Tauf- und Sterberegister noch Anfang des 18. Jahrhunderts begannen, weil, wie ein früherer Pfarrherr auf der ersten Seite einer Matrikel festgestellt hat, die älteren Bücher von den Jagdhunden eines früheren Pfarrers zerbissen worden waren. Pfarrer Marcon, der zu den Verhandlungen sogar mehrere Flaschen guten Weines hatte auffahren lassen, erklärte auch, daß Alleghe niemals Allego geheißen, wie auch 1653 ´Alleghe´ erscheint.

Endlich wurde auch beim Municipio (Bürgermeisteramt) in Venedig angefragt und auf dessen Veranlassung beim dortigen Stadtarchive. Dieses schrieb zurück (20.01.1913), daß in dem ehemaligem Gebiete der Republik Venedig nur Alleghe bekannt sei; Feracin sei ins Deutsche unübersetzbar; im Bellunerischen komme aber überall der Name ´Ferracina´ vor; wahrscheinlich sei das gesuchte Allego mit Alleghe gleichbedeutend.

Sollte dies Allego ganz verschwunden sein oder doch ein Schreibfehler vorliegen?

Liegt es vielleicht im Gebiete des ehemaligen Herzogthums Savoyen? Hierüber wird man noch Erhebungen einleiten. Übrigens ist Allego in den Rathsprotokollen so deutlich mit lateinischen Buchstaben geschrieben, daß Verfasser vorerst einen Schreibfehler nicht annehmen möchte. Allerdings sind nun weitere Nachforschungen nach den Vorfahren abgeschnitten.

1731 - 1736 ist Georg Andreas Ferazin Kaminkehrer in Nabburg, 1750 Gutspächter in Glaubendorf, 1753 solcher in Stein Trausnitz im Thal, 1766 ebenfalls Gutspächter und zugleich Kreuthischer Hofmarksrichter in Guteneck bei Nabburg, und kauft sodann das Landsassengütchen Steinbach bei Pfreimdt; Andreas hinterließ keine Nachkommen.

Erst mit den Söhnen des Martin - bisher beschränkte sich die Familie auf den Wohnsitz des Kehrbezirkes - beginnt eine Verzweigung derselben und ist z. Z.:

Johann, k. Eisenbahnoberinspektor a. D. in München,
Karl, Bankbeamter a. D. ebenfalls daselbst,
August, k. Oberlokomotivführer in Straubing,
die kinderlose Witwe des Ignatz lebt in Augsburg.

Gegenwärtig leben 11 männliche ´Ferazin´.

Vivant, floreant, crescant!